Entwurf des Darmstadt-Vehikels

Darmstadt-Vehikel (DaVe)

Zwischen November 2020 und Anfang Januar 2021 haben wir in Zusammenarbeit mit dem s:ne-Projekt „Innovative Nahmobilität“ die Teilnehmenden am Bürgerpanel zum Thema „Mobilität in Darmstadt und Umgebung“ befragt. In der Befragung ging es darum, einen Einblick in das aktuelle Mobilitätsverhalten der Teilnehmenden sowie Anforderungen und Wünsche an ein ideales Verkehrsmittel zu erhalten. Außerdem wurde das „Darmstadt-Vehikel“ (DaVe) als alternatives, neuartiges Verkehrsmittel vorgestellt. Das Konzept sah zu dieser Zeit ein Fahrzeug vor, das zwischen Fahrrad und Kleinwagen angesiedelt, allwettertauglich, mit Muskelkraft angetrieben, aber zusätzlich motorunterstützt ist.

Bei der Wahl eines idealen Verkehrsmittels waren den 810 Befragten insbesondere die Aspekte Flexibilität, Schnelligkeit, Wetterunabhängigkeit und Komfort wichtig. Die Nachteile von Autos entsprachen dabei den Vorteilen von Fahrrädern und umgekehrt. Weitere Wünsche der Teilnehmenden an DaVe waren ein integrierter Diebstahlschutz, ausreichend Stauraum für Gepäck, eine gute Sichtbarkeit im Verkehr sowie eine ergonomische Sitzposition. Dabei bevorzugten die meisten Befragten eine Höchstgeschwindigkeit des DaVe von 45 km/h und eine erlaubte Nutzung sowohl auf Radwegen als auch auf Straßen. Grundsätzlich bestand zum Zeitpunkt der Befragung – insbesondere bei Pendelnden ins, aus dem und im Umland – ein Nutzungsinteresse für DaVe. Am gefragtesten war dabei ein Angebot als Sharing-Modell. Weitere Ergebnisse sind hier nachzulesen.

Die weiteren Entwicklungen

Seither haben der Praxispartner RTI Sports und die beteiligten Wissenschaftler*innen der Hochschule das DaVe weiterentwickelt. Dazu fand u.a. eine weitere, tiefergehende Befragung mit einer Fokusgruppe statt, die sich aus freiwilligen Teilnehmenden der Bürgerpanel-Befragung zusammensetzte. Die Ergebnisse aus beiden Befragungen sowie verschiedenen Fahrtests flossen in die Entwicklung von DaVe ein: Das Darmstadt Vehikel wird demnach so gestaltet, dass es die Vorteile des Fahrrads beibehält und Vorteile des Autos, wie den Witterungsschutz, hinzunimmt. Mit seinen Abmessungen und der Nutzung auf Radwegen wird das DaVe also ein „Allwetter-Pendelfahrrad“. Außerdem soll das DaVe unterschiedliche Ausbaustufen erhalten, sodass Nutzende es für Lastentransport und verschiedene Witterungsschutz-Stufen anpassen können. Von DaVe soll bis Ende 2022 ein fahrbarer Prototyp produziert werden.

Damit DaVe, Fahrräder und Pedelecs zwischen Stadt und Umland komfortabel pendeln können, widmet sich der Arbeitsschwerpunkt ‚Infrastruktur‘ dem Ausbau der fahrradfreundlichen Infrastruktur im Umkreis von Darmstadt, was einen Beitrag zu einer Stadt-Umland-Mobilitätswende (Sustainable Development Goal Nr. 11) leistet. In Zusammenarbeit mit kommunalen Beteiligten (aus Verwaltung und Politik) aus dem Umland von Darmstadt (insbesondere aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg), dem Land Hessen und der Zivilgesellschaft wird dabei der Frage nachgegangen, wie der Ausbau einer fahrradfreundlichen Infrastruktur zwischen Darmstadt und dem Umland gelingen kann. Das Team analysierte zunächst die Hürden beim Ausbau der fahrradfreundlichen Infrastruktur, u.a. anhand der Umsetzung des 2018 im Landkreis beschlossenen Radverkehrskonzepts. Gemeinsam mit den Beteiligten aus der Praxis erarbeitet das Team jetzt Lösungsoptionen, die diese Hürden abbauen sollen. Unter anderem begleitet und koordiniert das Hochschul-Team dafür einzelne Projekte der Radverkehrsförderung.

Außerdem widmet sich der Arbeitsschwerpunkt ‚Infrastruktur‘ der Frage, wie Speed-Pedelecs (S-Pedelecs) mit einer Maximalgeschwindigkeit von 45 km/h in die Fahrradinfrastruktur zu integrieren sind (z.B. ob Geschwindigkeitsbegrenzungen nötig sind), denn bisher dürfen S-Pedelecs nur Straßen, nicht aber Radwege nutzen.  Dafür erstellt das Team zurzeit in Zusammenarbeit mit der Hochschule RheinMain einen Antrag für ein Modellprojekt mit einer Laufzeit von zwei Jahren.

Ziel ist es, DaVe so zu designen, dass es zu einer ressourcenschonenden Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) in der Fahrradindustrie beiträgt (Sustainable Development Goal Nr. 12). Dazu wird die Entwicklung von DaVe durch den Arbeitsschwerpunkt ‚Circular Economybegleitet. Hier untersucht das Team, welche Weichen zugunsten einer Circular Economy bereits im Design- und Entwicklungsprozess zu stellen sind. Konkret heißt das für das Allwetterfahrrad zum Beispiel, dass es möglichst schadstofffrei und möglichst langlebig ist. Außerdem forscht das Team daran, welche Möglichkeiten einer gemeinsamen Nutzung (z.B. Sharing-Modelle) den Umstieg auf ein DaVe unterstützen können, damit so viele Menschen wie möglich DaVe statt eines PKWs nutzen.

Fazit

Das Darmstadt Vehikel wird als Allwetter-Fahrrad für Pendelnde entwickelt. Eingebettet in Prozesse zugunsten einer regionalen Mobilitätswende und einer Kreislaufwirtschaft in der Fahrrad-Industrie soll es zu einer Nachhaltigen Entwicklung beitragen. Eine weitere Bürgerpanel-Befragung im Verlauf der Produktentwicklung zu Fahrzeug-Details ist bereits in Planung. Ziel bis Ende 2022 ist es, einen ersten fahrbaren Prototyp von DaVe zu entwickeln.

Stand: März 2022